Balearen – Ankern auf Legerwall

eigentlich ein schönes Segelrevier!

Dauerhaftes Schönwetter mit glasklarem Wasser. Der Wind nimmt ab Mittag stetig auf 4 bis 5 Bft zu und danach wieder ab.

Aber: Wegen der besonderen Lage im Mare Ibericum weht der Wind um Mallorca häufig überall auflandig. Der lange Fetch verursacht schnell eine kurze, steile See, die lange nachhält. In den vielen offenen Calas wird meist auf Legerwall geankert. Sichere Liegeplätze finden sich nur in den z.T weit in die Insel hineinreichenden Noore, die allerdings in der Hauptsaison schon frühzeitig  belegt sind.

Ausgangshafen unserer beiden Wochentörns ist Palma de Mallorca. Die belebte Altstadt bietet in den engen Gäßchen viele Restaurants, attraktive Boutiquen sowie geschichtsträchtige Bauwerke. Es gibt aber auch ungepflegte Viertel und verfallene Altbauten. Lustig erschein- en die allgegenwärtigen närrisch aufgemachten Tourist(Inn)en auf Plattfußlatschen, in T-Shirts mit „denk- würdigen“ Aufschriften und grotesk albernen Hüten.

Bunkern, Sicherheitseinweisung Kennenlern-Dinner und am nächsten Tag endlich ablegen.

.Da es in La Rapita keine Liegeplätze mehr gibt, ankern wir, wie viele andere Yachten, vor San Jordi de Campos auf Legerwall. Wind und Welle waren auflandig und nahmen in der Nacht zu. Bei 7 m Wassertiefe und 50 m Ankerkette fühlen wir uns absolut sicher. Aber die Yacht gerät ins Schwojen und reißt bei jeder Richtungsänderung heftig an der Kette. Deshalb hatten wir die Ankerwinsch mit einem Hahnepot vom Zug der Ankerkette entlastet. Das war auch erforderlich, denn drei Mal in dieser Nacht mussten Johannes, Christian und Rainer die Festmacherleinen neu fixieren. Nein, die dicken Leinen sind nicht etwa durchgescheuert, sondern unter der Wucht der durch-laufenden Wellen einfach abgerissen! Also wenig Schlaf in dieser Nacht auch für Beatrix, Christine, Marie und Daniela. Dann – nach dem dritten Riß: Anker auf und raus aus der Bucht. Da das Getriebe hakelt, gelingt es dem Skipper nicht, die Yacht zu wenden und er fährt rückwärts aus der Bucht. Dabei steigen Wellen von achtern ins Cockpit und es gibt nasse Füsse. Immerhin, jetzt sind alle wach! 😉

Nächstes Mal würde ich meinen Anker nördlich Isla Pelada ausbringen, in der Erwartung, hinter dem Felsen wenigstens etwas Schutz vor der bewegten See zu finden.

Am nächsten Tag Badepause in der Cala Llombards. Dort müssen wir uns den engen Platz zwischen den Felsen der Steilküste mit aggres-

iven Ausflugsbooten teilen. Die rauschen heran, entlassen „1000ende“ von Badegästen ins Wasser, nehmen sie nach 20 Min wieder auf und fahren

sie zurück nach Porto Cristo in der Cala Manacor. Dort liegen auch wir später – an der Außenmole; sicher aber etwas unruhig. Beim Manöver sollte man unbedingt die Strömung des durchfließenden Flüß-chens beachten – wie Christian bei seinem Ableger erfahren musste.

Portopedro bietet optisch eine attraktive Silhouette und recht guten Schutz gegen Welle und Wind. Roxanna liegt zentral an einer Mooringboje. Wir landen mit dem Dinghi an und schlendern vorbei an netten Restaurants und Boutiquen. Schon in der zweiten Häuserreihe wäre es fast vorbei mit dem Charme, gäbe es nicht die attraktive Dachterrasse des Hotels.  Dort nehmen wir einen Cocktail während sich  Martha von Justus mit dem Dinghi auf die Roxanna zurückbringen lässt. Ganz alleine ist es ihr dort aber doch ziemlich unheimlich: Ungewohnte Geräusche, Wind in der Tagelage, Roxanna schwoit um den Anker – da fühlt sie sich an Land doch sicherer…;-)

Beeindruckend die enge Marina Cala d`Or. Hier bleibt wenig Platz zum Ausweichen. Wenn ein Katamaran entgegen kommt., geht nix mehr. Es lohnt sich ein Spaziergang durch die Wohnstraßen zur Calo de ses Dones, wo man am flachen Sandstrand badet. Ein Obstverkäufer unterhält die Strandgäste auf ansprech-ende Weise – wir haben noch nie so teures Obst gekauft.

Port Colom ist ähnlich Portopedro. Guter Schutz beim Ankern, nette Silhouette und klares Wasser zum Baden. Abends sind wir bei Wind und starker Welle nochmal ausgelaufen, um Manöver zu üben. Zuvor hatten wir  Annette  und Michael zum Landgang abgesetzt. Für´s kurzfristige Anlegen an der verbotenen Steinbrücke gab es einen rüden Anschiß vom Hafenmeister – aus Prinzip, denn behindert haben wir niemanden.

Das Highlight der zweiten Woche: Ila de Cabrera. Mit besonderer Geneh-migung dürfen wir an einer Mooringboje festmachen. Die Berechtigung wird sorgfältig kontrolliert, morgens und abends! Unberechtigte müssen die Boje unverzüglich verlassen. Beim Ausflug zur „Cantina“ am nordöstlichen Anleger trifft man die Crews der anderen Ankerlieger bei roter oder weißer Sangria. Von der Burg genießt man einen großartigen Ausblick über die Bucht und bis hinüber nach Mallorca. Da unser Dinghi nicht mehr anspringen will, schleppt uns ein anderes Motorboot zurück zur Roxanna.

Am nächsten Morgen ist die Stromversorgung komplett zusammengebrochen. Wie kann denn das passieren? Sollte nicht die Starterbatterie von den Verbraucherbatterien getrennt sein? Ja, sollte, aber auf der Roxanna, war ein Bastler am Werk und hat eine Glückstaste eingebaut, die einerseits den Impuls für den Ladestrom anregt, andererseits alle Batterien zusammenschaltet. Shit happens. Freundlicherweise helfen uns die Naturschutzranger mit einer kräftigen Starterbatterie aus.

Anke und Ulrike wollen am Freitag die praktische SKS Prüfung be-stehen. Deswegen üben wir täglich Beidrehen, MOB- und Anlegemanöver. Bevor wir zur Prüfung ablegen, bildet sich eine schwarze Gewitterwolke über Mallorca. Die Bootsnachbarin zeigt uns aufgeregt ihr Regenradar. Da bleiben wir doch erst mal an unserem Liegeplatz. Und tatsächlich geht ein schwerer Regenschauer mit riesigen Hagelkörnern auf uns nieder.

Danach Prüfung bei Flaute. Mit doppeltem Erfolg! Danke an den Rest der Crew, die teils große Geduld bewiesen und besonders an Thomas und Nils für deren intensiven körperlichen Einsatz beim andauernden Retten des Fenders.

E-Mail: Rainer@Backbordbug.net

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